Bei der Gestaltung von Wohnräumen sind Gipskartonplatten unglaublich praktisch, um schnell Wände aufzustellen. Mit ihnen lassen sich Räume aufteilen oder das Mauerwerk verkleiden. Dank der Platten ergeben sich große ebene Flächen, die theoretisch nur noch ein Oberflächen-Finish brauchen, um einen schönen Wohnraum zu erhalten.
Was macht man aber mit den Stoßfugen der Platten oder den Löchern der Schrauben, die beim Trockenbau mit Gipskarton- bzw. Rigipsplatten entstehen? Können diese Stellen einfach überstrichen werden? Um es kurz zu machen: Nein. Für eine perfekte Oberflächengestaltung braucht es noch einen zusätzlichen Arbeitsschritt im Trockenbau. Dieser Arbeitsschritt wird als Spachteln bezeichnet. Der Aufwand, der für das Spachteln betrieben werden muss, richtet sich nach dem Oberflächen-Finish, das den Raum dekorieren soll. Soll der Raum gefliest werden, reicht das einfache Verspachteln der Fugen und Löcher bereits aus. Durch Fliesenkleber und Fliesen wird die Wand nevelliert, sodass Unebenheiten des Untergrunds verschwinden. Soll der Raum allerdings tapeziert werden, müssen mit einer Spachtelmasse auch die kleinsten Unebenheiten der Gipskartonplatten ausgeglichen werden, um später Flecken und Risse in der Tapete zu vermeiden.
Die Qualitätsstufen beim Wände spachteln
Als Qualitätskontrolle und um den Aufwand beim Spachteln einschätzen zu können, werden Spachtelarbeiten in vier Stufen eingeteilt. Dabei definiert Stufe 1 die niedrigste und Stufe 4 die höchste Oberflächengüte. Abgekürzt werden die Güteklassen mit Q1, Q2, Q3 und Q4. Diese Klassifizierung ist eine rechtsverbindliche Definition, die durch die DIN-Norm 18363 festgelegt ist. Das bedeutet, dass durch die Angabe einer Güteklasse in einem Werkvertrag für Spachtelarbeiten, der beauftragte Handwerker die Arbeit nach den Maßstäben der verlangten Güteklasse erfüllen muss. Erreicht das Resultat der Arbeit nicht die vereinbarte Güteklasse, haben Sie ein Anrecht auf Reklamation.
Häufig verwendete Begriffe, wie malerfertig, streichfertig oder tapezierfertig, sind nicht genau definiert und daher nicht rechtsverbindlich. Achten Sie deshalb beim Vertragsabschluss auf die Angabe einer Güteklasse. Ist Nichts angegeben wird Güteklasse 2 als Standard vertraglich festgelegt.
Wir geben Ihnen nun einen kurzen Überblick über die einzelnen Güteklassen. Wer die genaue DIN Definition dazu wissen möchte, dem empfehlen wir sich die DIN 18363 durchzulesen. Als weitere Zusatzinformation haben wir Ihnen ein Merkblatt des Bundesverbandes der Gipsindustrie e. V. verlinkt.
Qualitätsstufe Q1 - Grundverspachtelung
- Füllen der Stoßfugen und Befestigungsmittel, z.B. Schrauben der Gipsplatten, mit einer Spachtelmasse
- Überstehende Spachtelmasse ist zu entfernen
- An die resultierende Oberfläche werden keine optischen Anforderungen gestellt
- Diese Güteklasse reicht für die spätere Belegung von Fliesen, Platten oder dickschichtigen Putzen mit Körnung > 2 mm aus
Qualitätsstufe Q2 - Standardverspachtelung
- Grundverspachtelung mit anschließendem Nachspachteln der Stoßfugenbereiche
- Überstehende Spachtelmasse ist zu entfernen
- Kein Angleichen der Plattenfläche an die Fugenbereiche
- Eignet sich für Oberputze mit Körnungen von > 1 mm bei geglätteter Oberfläche, außerdem für mittel bis grobstrukturierte Wandbekleidungen, z.B. Rauhfaser und matte, gefüllte Beschichtungen, die mit einer groben Lammfell- oder Strukturrolle aufgetragen werden
- Abzeichnungen sind bei dieser Güteklasse, unter Streiflicht-Situationen (seitlich einfallendes Licht, das Schatten bei Unebenheiten hervorruft), nicht auszuschließen
Qualitätsstufe Q3 beim Spachteln
- Bei hohen optischen Anforderungen an das abschließende Finish muss eine Standardverspachtelung mit anschließendem scharfem Abziehen der übrigen Plattenfläche durchgeführt werden
- Durch diese Maßnahmen werden Abzeichnungen minimiert, können aber immer noch auftreten
- Oberflächen der Qualitätsstufe 3 sind als Untergrund für dekorative Oberputze mit Körnung > 1mm, für feinstrukturierte Wandbekleidungen und matte, nicht strukturierte Beschichtungen geeignet
Qualitätsstufe Q4
- Alle Arbeitsschritte der Güteklasse 3 müssen ausgeführt werden, anschließend wird die Gipsplattenwand oder Decke vollflächig mit einer Schicht > 1mm überzogen
- Spachtelarbeiten dieser Güteklasse dienen als Untergrund für glatte oder feinstrukturierte Wandbekleidungen mit Glanz, z.B. Metall- oder Vinyltapeten
- Ebenso eignet sich diese Güteklasse für Anstriche und Beschichtungen bis zu mittlerem Glanz nach DIN EN 13300 bzw. hochwertige Glätte-Techniken
- Es können auch bei dieser Güteklasse Oberflächeneffekte durch Streiflicht auftreten
Wände spachteln und schleifen
Die großen Vorteile von Rigips- und Gipskartonplatten sind ihre Widerstandsfähigkeit und ihre sehr glatte Oberfläche. Sie lassen sich nach dem Aufstellen leicht tapezieren oder streichen. Eine einheitlich aussehende Wand oder Decke erhält man aber nur dann, wenn Fugen bzw. Löcher vorher verspachtelt und geschliffen wurden. Es ist wichtig darauf zu achten, dass nur Fugen und Löcher befestigter Gipsplatten verspachtelt werden. Bei unbefestigten Platten kann sich durch Bewegungen die Spachtelmasse wieder lösen. Offene Schnittkanten, die beim Zuschneiden der Platten entstehen, werden nun mit einem Cuttermesser oder einem Kantenhobel gleichmäßig angepasst. Als Nächstes werden die Stellen, die verspachtelt werden sollen, mit einem feuchten Schwamm oder Pinsel vom Baustaub gereinigt.
Welche Qualitätsstufe benötige ich?
Spätestens jetzt sollten Sie sich entscheiden, welches Oberflächen-Finish ihren Raum dekorieren soll. Das ist deswegen wichtig, weil sich die Güteklasse der Verspachtelung danach richtet. Welche Güteklasse Sie brauchen, um ein perfektes Finish zu erhalten, haben wir Ihnen oben im Ratgeber beschrieben. Wir empfehlen Ihnen außerdem, dass Sie bereits jetzt den Raum mit den Lichtquellen ausleuchten, die auch später dort platziert werden. Das dient dazu, um die Arbeiten im Raum unter gleichen Lichtbedingungen durch einen Voher-/Nachhervergleich besser beurteilen zu können. Auch die Lichtsituation kann vertraglich festgehalten werden. Wenn Sie sich sicher sind, welche Güteklasse Sie benötigen, können sie zusätzlich besser die Menge der Spachtelmasse bestimmen, die sie für das Spachteln benötigen.
Wände spachteln: Q1 bis Q4
Was brauche ich zum Spachteln?
Zum Spachteln brauchen Sie nicht viel Werkzeuge. Ein ausreichend großes Mischgefäß, eine kleine Fugenkelle oder Glättkelle sowie ein Flächenspachtel reichen zum Spachteln aus. Sind die Werkzeuge verschmutzt, sollten sie gereinigt werden, damit der Schmutz die Abbindezeit der Spachtelmasse nicht beeinflusst. Grundsätzlich sollte nicht mehr Spachtelmasse angerührt werden, als Sie in der vorgegebenen Verarbeitungszeit verarbeiten können. Falls Sie kaum Erfahrung beim Verspachteln haben, raten wir Ihnen erst einmal mit einer kleinen Menge zu starten. Zuerst geben Sie die benötigte Menge Wasser in das Mischgefäß und anschließend die trockene Spachtelmasse. Nachträgliches Hinzugeben von Trockenmasse sollte wegen Klumpenbildung vermieden werden. Beachten Sie, dass Sie erst nach der vorgegebenen Reifezeit mit dem Anrühren beginnen.
Q1 spachteln
Der erste Spachteldurchgang wird als Vorspachteln bezeichnet und dient hauptsächlich dazu Fugen ausreichend aufzufüllen. Dazu nimmt man etwas Spachtelmasse auf die Glättkelle und zieht diese quer zur Fuge in eine Richtung. Halten sie die Kelle etwas schräg, damit Sie nicht versehentlich in eine Querfuge rutschen. Ist die Fuge gefüllt, kann überschüssiges Material durch Glattziehen mit der Kelle abgetragen werden. Umso mehr sie von einer Fuge mit einem Mal abziehen, desto weniger Absätze entstehen. Sie ersparen sich so Nacharbeiten. Sind alle Fugen gefüllt, muss die Spachtelmasse vollständig trocknen. Sind Fugendeckdeckstreifen oder ein Fugengitterband aus konstruktiven Gründen bei der Verspachtelung vorgesehen, müssen diese im Arbeitsgang mit in die Fuge eingebracht werden. Nach der Grundverspachtelung können zwischen dem Fugenbereich und der Plattenoberfläche noch Stufen auftreten.
Q2 spachteln
Um Anforderungen der Güteklasse Q2 zu erfüllen, muss die Grundverspachtelung noch nachgespachtelt werden. Überschüssiges Material wird durch Schleifen abgetragen, bis ein stufenloser Übergang, zwischen Fugen- und Platten Bereich, geschaffen ist. Bearbeitungsabdrücke von Werkzeugen dürfen nicht sichtbar sein.
Q3 spachteln
Zur Erreichung der Güteklasse Q3 sind alle Arbeitsschritte aus Q2 auszuführen, außerdem muss die Trockenbauwand nun Ebenheitstoleranzen des Auftraggebers genügen. Die Poren des Gipslattenkarton sind durch scharfes Abziehen mit einer Spachtelmasse zu schließen. Das bedeutet, dass Sie im Plattenbereich etwas Spachtelmasse auftragen und mit der aufgedrückten Glättkelle die Masse wiederabziehen. Durch die erhöhte Ebenheit kann ein feineres Oberflächen-Finish verwendet werden, das Unebenheiten schlechter ausgleicht.
Q4 spachteln
Die vierte Güteklasse Q4 unterscheidet sich insofern von Q3, als das nun eine dünne Schicht Spachtelmasse (>= 1mm) auf der kompletten Rigipswand verteilt wird. Durch diesen zusätzlichen Arbeitsschritt erreicht man Flächen mit den geringsten Ebenheitstoleranzen. Güteklasse Q4 minimiert die durch Lichteinwirkungen möglichen Abzeichnungen an der Wand am meisten, sodass sie für hochanfordernde Abschlussbeschichtungen verwendet wird.
Mehr zum Spachteln bei Malerversand.de erfahren
Wir hoffen, dass wir Ihnen die wichtigsten Informationen zum Thema Spachteln vermitteln konnten. Falls Sie noch offene Fragen zu Ihrer anstehenden Verspachtelung haben oder zu Produkten haben, steht für Sie von Montag bis Freitag zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr unsere Kundenbetreuung unter 07663834971 bereit. Alternativ erreichen Sie uns ebenfalls per E-Mail unter service@malerversand.de. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme - Das Team von Malerversand.de!